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Linux versus Linux

Kenner der Hana-Szene wissen, was damit gemeint ist: ein Skandal und politisches Versagen der SAP. Während Suse Linux vorneweg stürmt, verharrt Red Hat in Agonie. Verlierer sind in erster Linie die SAP-Bestandskunden außerhalb Europas.
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1. November 2016
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An dieser Stelle berichtete ich bereits vor einigen Jahren über die sonderbare und marktfremde Linux-Politik von SAP: Die erfolgreiche und enge Partnerschaft mit Suse Linux ist erfreulich und für europäische SAP-Bestandskunden sehr hilfreich.

Wer auf Suse Linux setzt, weiß, dass aktuelle Treiber, passende Add-ons und ausgetestete Betriebssystemversionen für jedes neue Hana-Release zur Verfügung stehen.

An unserem SAP-Stammtisch gibt es immer wieder Berichte, dass im Enterprise-Umfeld auch Red Hat mit seiner Linux-Distribution zum Zug kommt, dass mittlerweile aber fast alle Hana-Installationen auf Suse Linux laufen – auch wenn nebenbei ein Red-Hat-Server steht.

Es muss eine günstige Fügung des Schicksals gewesen sein, als vor vielen Jahren – von Hana war noch nichts zu hören oder zu sehen – das Unternehmen Suse begann, sich nachhaltig im SAP Linux Lab in Walldorf zu engagieren: Der frühe Vogel fängt den Wurm!

Seit damals ist der europäische Linux-Distributor immer ganz vorne mit dabei, wenn neue Hana-Betriebsmodelle und Innovationen anstehen.

Ich kritisierte die unpräzise Linux-Politik immer.

Als globales Unternehmen weiß SAP um die Marktanteile und die Präsenz der verschiedenen Linux-Distributoren bestens Bescheid. Es war kein Geheimnis, dass in den USA das Unternehmen Red Hat der Marktführer ist und Suse Linux kaum bekannt war.

Einer der ersten großen Hana-Anwender und ein späterer SoH-Referenzkunde war das amerikanische Unternehmen John Deere.

Naturgemäß verwendete der dortige CIO eine Red-Hat-Linux-Distribution. Und auch im eigenen Konzernverbund passierte dieser Fehler wiederholt.

Auf einem internen CCC-Meeting unserer nord- und südamerikanischen Kollegen kam es zwischen unserem europäischen Konzern-CCC-Leiter und den Gastgebern zu einem massiven Meinungsaustausch: Red Hat versus Suse!

SAP sah dieses Dilemma und organisierte eine offizielle Zertifizierung der Red-Hat-Distribution für Hana.

Zu viel des Guten

So weit, so gut. Nach zwei Jahren muss man aber als SAP-Bestandskunde erkennen, dass Red Hat offensichtlich nie nachhaltiges Interesse am Hana-Markt entwickeln konnte und dass SAP ebenso wenig imstande war, Red Hat die Komplexität eines ERP-Marktes beizubringen.

Das europäische Engagement von Red Hat im Walldorfer SAP Linux Lab war ohnehin nie wirklich vorhanden.

Heute steht die SAP-Community vor dem Scherbenhaufen einer völlig aus dem Ruder gelaufenen SAP-Linux-Politik: Die Zertifizierung, der Patch-Level, die Aktualität der Red-Hat-Linux-Version für Hana  sind etwa zwei Jahre alt.

Sie ist nicht „high availability“-fähig für eine Hana-Installation und gegenüber der Suse-Distribution heillos veraltet.

SAP weiß es und schweigt.

Offensichtlich versuchen die Walldorfer dieses Dilemma auszusitzen, was definitiv in einer noch größeren Katastrophe enden wird.

Warum ich diese Linux-Historie kenne und hier zum Besten gebe?

Weil ich als Konzern-CIO im vergangenen Sommer genötigt war, ein Sonderprogramm zur weltweiten Ablöse von Red Hat Linux für Hana aufzusetzen. Die Beschwerden in meinem E-Mail-Eingang nahmen nahezu exponentiell zu, sodass ich mich für diesen radikalen Schritt entschied.

Nach einem CIO-Meeting in Singapur war der Entschluss gefasst: Auch mit wenig oder keinem Suse-Linux-Know-how werden alle existierenden Red-Hat-Hana-Installationen auf Suse transformiert.

Wir erwarten, dass dieser technische Release-Wechsel in Q2 des kommenden Jahres abgeschlossen sein wird. Und liebend gern würde ich die Kosten dieses Umbaus an SAP weiterreichen.

Dieser Umgang mit den Bestandskunden ist verantwortungslos, und würde Gerd Oswald nicht auf dem Weg in den Ruhestand sein, wäre ich schon längst in seinem Büro in Walldorf aufgeschlagen.

Natürlich könnte ich mit diesem Red-Hat-versus-Suse-Problem auch Technikvorstand Bernd Leukert konfrontieren, der hat aber im SAP-Konzern eine zu schwache Stimme, als dass sich der Aufwand lohnte.

Michael Kleinemeier, als offizieller Nachfolger von Gerd Oswald, steckt bis über beide Ohren in Arbeit und Reparaturdiensten, sodass Red Hat in der momentanen Situation wohl sein letztes Problem wäre.

Suse investiert verstärkt in den amerikanischen Markt und hat durch die neue Konstellation der Suse-Mutter Micro Focus und HP Enterprise noch mehr globalen Auftrieb. Zumindest das Bekenntnis von HP Enterprise zu Suse Linux kommt unserer Konzernstrategie sehr entgegen.

Hana ist bei allen Vor- und Nachteilen noch immer sehr sensibel hinsichtlich der IT-Architektur/Infrastruktur. Hana ist mittlerweile schnell aufgesetzt und betriebsbereit, aber einen operativen Betrieb gibt es bei uns nur auf mehrfach abgesicherter, zertifizierter Hardware.

Ein Engagement und eine intensivere Partnerschaft von HPE und Suse können hier ausschließlich hilfreich sein.

Im Bewusstsein dieses Dilemmas, habe ich ebenfalls im Sommer die generelle Freigabe für HoP, Hana on Power (IBM), und für AWS gegeben. Die Kombination Red Hat und x86 ist somit ab sofort für SAP Hana disqualifiziert.

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Unser geheimnisvoller, anonymer Kolumnist.


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